Kleine Anekdote:
Der Vorbesitzer hat in einer Nord-Ecke unseres Hauses ungefähr acht Quadratmeter komplett geschottert, mit Plastikflies drunter. Er meinte, dass wäre “eine dunkle feuchte Stelle, die nur Arbeit macht”. Ich habe den Boden frei gelegt, einen kleinen Weg mit Hackschnitzeln aufgeschüttet und drumherum mit Holzstämmen ein kleines Beet mit Farn, Bärlauch und Heidelbeeren bepflanzt. Die Beeren sind teilweise sauer, weil ihnen die Sonne fehlt. Aber wir freuen uns trotzdem drüber, teilen sie mit den Vögeln. Auf den Stämmen wachsen Moos und Pilze. Farn und Bärlauch decken den Boden so gut ab, so dass ich kaum jäten muss, und alle zwei Jahre trage ich den entstandenen Waldboden-Humus vom dem Weg ins Beet und schütte frische Hackschnitzel drauf. Wenn es doll regnet und die Dachrinne überläuft schluckt der weiche, krümelige Boden das Wasser wie ein Schwamm.
Das ist ohne Scheiß eine der schönsten Ecken auf dem Grundstück, seit Jahren schon.Ich hatte mal einen kleinen Vorgarten bei einer Mietswohnung und dort eine “Bienenwiese” gepflanzt. Sah richtig toll aus und es waren wirklich viele Insekten und Bienen unterwegs. Man sah richtig, dass die sich dort richtig wohl fühlten.
Bis dann der Vermieter kam und alles abgemäht hat… 🤷🏻♂️
Note taken: Wir müssen (a) mehr über Schottergärten lästern und (b) wieder mehr Kenntnisse über Pflanzen vermitteln.
Daneben scheint mir der Trend zu Schottergärten aufs engste verwoben mit dem Trend zu Glasfassaden.
https://www.vdi-nachrichten.com/technik/bau/design-warum-natur-als-vorbild-das-wohlbefinden-foerdert/
https://www.mpg.de/18438294/0317-kybe-naturnahe-fraktale-architektur-foerdert-wohlbefinden-152035-xWesentliche Erkenntnis: glatte einförmige Oberflächen verursachen Stress, Angst und motivieren zum Verlassen eines Ortes. Unser Gehirn ist auf “fraktale” Muster ausgelegt, die auf Nähe und Entfernung jeweils neue Details erkennbar machen, bzw. verschwimmen lassen. Das entspricht unserem ursprünglichem Umfeld, indem wir mögliche Gefahren und Beute erkennen können.
Moderne “Investoren”-Architektur ist weitestgehend darauf ausgelegt Nicht-Orte zu schaffen, an denen sich Menschen durchgängig unwohl fühlen.
Wenn ein “Garten” aussieht, wie ein geschotterter Parkplatz, darf man darin kostenlos parken, muss man wissen.
Schottergartenbesitzer hassen diesen einfachen Trick.
Viele denken auch, mit so einem Garten “hätten sie es geschafft”. Für sie ist eine Kiesfläche mit einem Bonsai in der Mitte, mit diesen reingerotzten Formgehölzen, ein Ausweis von Wohlstand.
Einerseits das, zum anderen hätten die Leute aber lieber eine Art Burggraben, wie in einem Zoogehege, um sich die Privatshäre zu erhalten. Da ist der Schottergarten dann der Kompromiss, da er vermeintlich weniger Pflege benötigt.
Generell sind Vorgärten, also die Bereiche zwischen der Straße und dem Haus, nicht gut nutzbar. Man sitzt dort nicht, weil man sich dann auf dem Präsentierteller befindet. Man baut dort nichts an, weil einem sonst das Gemüse geklaut wird. Eine (immer noch tote) Rasenfläche ist da schon besser, da diese immerhin Wasser versickern lässt.
Am besten ist es, eine Wildblumenwiese anzulegen, dann bietet man immerhin einigen Insekten einen Lebensraum. Dies scheitert aber oft an der Wahrnehmung, dass eine solche Wiese dann “ungepflegt” aussieht. Das Motto “was sollen denn die Nachbarn denken/ sagen” ist bei vielen Leuten - gerade im ländlichen/ dörflichen Bereich noch tief verankert (das war auch das Familienmotto bei uns zuhause).
Edit: hier gibt es noch ein Interview mit dem Initiator der (leider) Facebookseite “Gärten des Grauens”. Einige “Inspirationen” sind hier zu sehen:
Der Tod der Natur in den Vorgärten https://forum-dunkelbunt.de/tod-der-natur-in-den-vorgaerten/
Generell sind Vorgärten, also die Bereiche zwischen der Straße und dem Haus, nicht gut nutzbar.
Eben, das ist doch eines der Hauptprobleme. Die blöden 3 Meter Abstand sind in den meisten Fällen völlig sinnlos und müssen dann auch noch gepflegt werden, wenn sie nicht gerade mit einem Stellplatz nutzbar sind.
Die Abstände wegen Brandschutzvorschriften zu Nachbargebäuden verstehe ich ja, aber zur Straße ist der Abstand sinnlos. Da würde oft auch ein halber Meter bis Meter reichen, damit man mit allen Eingangstreppen und Vorbauten auf dem eigenen Grundstück bleibt.
Ich bin echt froh, dass wir Grenzbebauung zur Straße haben, so können wir die Restfläche in einem Stück und sinnvoll nutzen.
Ich kenne auch genug Orte, insbesondere ehemalige Arbeitersiedlungen, mit Reihenhäusern direkt an der Straße und da sitzt man beim vorbeigehen praktisch mit am Essetisch. Fände ich ehrlich gesagt schon eher ungeil. Klar, Neubauten kann man da baulich anpassen, aber den Leuten ihr Bedürfnis nach Privatsphäre abzusprechen, wie dein Vorposter, finde ich schon seltsam. Und dass die Autos in dem Fall auf der Straße stehe und die Allgemeinheit den Parkplatz bezahlt, muss ich wohl nicht erwähnen.
Wohnzimmer/Esszimmer zur Straße raus macht heute halt auch niemand mehr, das ist so eine blöde landwirtschaftliche Altlast (Stall nach hinten). Ich hätte aber auch erwartet, dass das mindestens seit den 60ern nicht mehr Standard ist. Und Privatsphäre kann man ggf. auch durch Gardinen verbessern.
Ein Stellplatz kann auch neben dem Gebäude oder bei Reihenhäusern ggf. im Gebäude integriert werden. Nur bei sehr schmalen Reihenhäusern wird das knapp, aber dann bleibt nur den Platz vorne zu lassen, dann reichen aber auch die typischen 2,5-3m nicht zum quer parken, dann müssen gleich mal 6 Meter Abstand zur Straße.
Das ist alles natürlich ein individuelles Thema je nach Grundstück und Bebauung. Grundsätzlich sollte IMO aber zulässig sein, den Streifen zur Straße ggf. schmäler zu gestalten.
Bei wilden Wiesen ist hier zumindest ein Vorteil, dass es hier keine HOA wie in den USA gibt, die einem deswegen das Haus wegklagen. Mehr als granteln kann die Nachbarschaft also nicht
Das ist wohl so. War zugegebenermaßen geschockt, als ich das erste mal von diesem Schwachsinn namens HOA (Homeowner Association) gehört habe.
Land der Freien, in denen man freiwillig seine Freiheit per total freiem Vertrag abgeben kann.
An sich gibt es mit den Wohneigentümergemeinschaften (WEG) in Deutschland ein ähnliches Konstrukt. Das ergibt im Mehrfamilienhaus auch Sinn, weil logischerweise alle Wohnungen in einem Haus sind. Bei Reihenhaussiedlungen (aus meiner Sicht der größte Unfug) wird es dann schon weniger sinnvoll, ist aber weit verbreitet, und für Einfamilienhäuser haben wir zum Glück (noch) nicht.
Dabei gibt es in Gebäuden mit WEG auch einige Probleme. Du darfst deinen Teil der Fassade und Fenster nämlich auch nur mit Zustimmung der Gemeinschaft ändern, damit ein einheitliches Gesamtbild bestehen bleibt. Es gibt dann noch so Absurditäten, wie dass die vom Architekten vorgesehenen Markisen in ihrer Farbe unter sein Urheberrecht fallen, und der Architekt verbieten kann, dass du deine Markise in einer anderen Farbe haben willst.
Es gibt dann noch so Absurditäten, wie dass die vom Architekten vorgesehenen Markisen in ihrer Farbe unter sein Urheberrecht fallen, und der Architekt verbieten kann, dass du deine Markise in einer anderen Farbe haben willst.
Wer hat sich diesen Schwachsinn ausgedacht?
Vergiss bitte die Bauordnung nicht. Zwei Parkplätze und sechs Meter Abstand zur Straße müssen sein!
“Weil, das muss so”… Das war die Antwort aus meiner Frage “warum”. Könnte ja Mal jemand kaufen, der zwei Autos hat…
Das wilde geparke wenn wir in Deutschland unterwegs sind nervt aber schon inzwischen - in der Stadt sollte man Strassenparken komplett verbieten, im Dorf nur fuer Besucher fuer maximal ein paar Tage. Dort geht das schon dass da mal ein paar Autos ein paar Tage zusaetzlich rumstehen (so war das damals in den 80ern auch), aber das heutige Autoaufkommen wo du dann fuer ein Haus mit drei Wohnungen 6+ Autos hast funktioniert nicht.
Das ist jetzt keine Zustimmung zu der “zwei Parkplaetze sind Pflicht”-Regel, sondern ein “wenn jemand mit zwei Autos das Haus kauft muss er halt ein Auto abgeben, oder sich woanders einen Parkplatz mieten”.
Bin ich bei dir, das ist sowas, was man mit statischer Regel praktisch nur falsch machen kann… :(
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Da Der Standard mich blockt kann ich nicht wirklich viel zu dem Artikel sagen, aber ich denke grade Geranien sollten wirklich Maulkörbe tragen.
Tatsächlich geht’s schwerpunktmäßig um die Angst vor einem unordentlichen Garten, speziell im Anbetracht all der typisch deutschen psychotischen Nachbarn (Stichwort: sozialer Druck).
PS: um mal mein jährliches Pensum von “fairerweise auch mal was positives über Bayern gesagt haben” vollzukriegen: Die machen da tatsächlich Einiges gut und richtig. Es lebe die Unordnung…
Dachte zuerst im Titel steht “Schottergärten machen den Menschen Angst” und war schon direkt in voller Zustimmung. Hat für mich echt immer was von Comicbuch-Bösewicht…